Review: Argumente kontra Religion

Dieser Beitrag widmet sich einer Besprechung von Gottfried Beyvers Buch mit dem Titel ›Argumente kontra Religion. Werkzeugkasten für Religionskritik‹, das im Alibri-Verlag im Januar 2021 in der dritten Auflage erschienen ist.

Review

Beyvers, Gottfried: Argumente kontra Religion. Werkzeugkasten für Religionskritik. Aschaffenburg: Alibri-Verlag, 2018, Nachdruck der 3. Auflage 2021.

In welcher Form auch immer heutzutage noch wohlwollend und affirmativ von Religion, Gott und sogenannten heiligen Texten die Rede ist, der hierzu von Gottfried Beyvers zusammengetragene Überblick sollte in diesem Kontext zum Aufdecken der damit verbundenen Illusionen direkt im Anschluss folgen. In seinem im Jahr 2021 neu aufgelegten Buch sind dessen Anspruch und Ziel treffend im Titel destilliert.

Es handelt sich um eine thematisch umfangreiche Sammlung von Argumenten gegen Religion, die zugänglich, griffig und gewissenhaft aufgebaut und formuliert ist. Ist von Religion die Rede, dann ist damit hauptsächlich die Ausrichtung der abrahamitischen monotheistischen Religionen gemeint, insbesondere aber das Christentum.

Darauf basierend, ist es eine entscheidende Stärke des Buchs sich des eigenen Anspruchs und Ziels durchgehend bewusst zu sein und diese seriös und mit hohen Standards der Argumentation zu vertreten. Passend nimmt Beyvers im Vorwort neun Regeln vorweg, die bei der Anwendung religionskritischer Argumente zu beachten sind.

Das zuverlässige Einhalten dieser Regeln in der vollen Länge des Buchs entkräftet sogleich den möglichen Vorwurf einer durchaus ernstzunehmenden Schwachstelle religionskritischer Texte, nämlich das Ausruhen auf antireligiöser Rhetorik. Bereits nach wenigen Seiten wird klar, dass Beyvers in seiner ausführlichen Sammlung von Argumenten keinerlei Bedarf für solche plumpen Tricks hat.

Die selbstkritische Bewertung des Stellenwerts der eigenen Argumentsammlung hilft dabei, das Buch richtig einordnen zu können: „Die einzelnen Argumente sind nicht streng wie mathematische Beweise formuliert, vielmehr wird der jeweilige Grundgedanke in freien Worten skizziert“ (S. 8).

Diese Wahl der Präsentation folgt der praktischen Orientierung des Buchs, das schließlich als bequemer und zweckmäßiger ‚Werkzeugkasten der Religionskritik‘ konzipiert ist. Angesichts dieser Ausrichtung ist es verzeihbar, dass man sich durch eine akademische Brille an manchen Stellen mehr Belege wünschen könnte. Es würde das Buch stärken, die immer wieder erwähnten theologischen, durch Kritik erzwungenen Modifikationen bestimmter religiöser Inhalte mit einem deutlicheren Verweis zu hinterlegen.

Nichtsdestotrotz liefert Beyvers mit seiner Argumentsammlung genügend Schlagkraft, um die selbsterwählte Heiligkeit der Kirche auf überzeugende Weise Seite für Seite als bloße Scheinheiligkeit zu entlarven.

Inhaltlich folgt das Buch einer klaren Struktur, die eine Gewichtung der thematischen Auswahl verdeutlicht: Auf vier längere Kapitel folgen drei kürzere, jeweils zu einem zentralen Themenaspekt, wiederum gefolgt von drei abschließenden Kapiteln, die in Bezug auf die zeitgenössische Perspektive eine finale Klarstellung und einen Ausblick geben.

Die ersten vier Kapitel bieten mit besonderem Fokus auf das Christentum jeweils stichhaltige Argumentationen zu zentralen Aspekten, deren Zusammenfassung wie folgt lauten könnte: Erstens sei Religion keine heilige, von einem Gott inspirierte oder gewollte Angelegenheit, sondern ein durch und durch menschliches Konstrukt, das an sich aus zahlreichen Schwierigkeiten und Ungereimtheiten besteht.

Zweitens bestehe keine einzige Begründung dagegen − umso mehr jedoch dafür −, die Behauptung der Existenz Gottes als eine vollkommen leere Behauptung einfach fallenzulassen.

Drittens seien die sogenannten heiligen Texte alles andere als das Wort eines Gottes, sondern von Menschen über Jahrhunderte willkürlich zusammengesetzte, mutwillig verfälschte, teils zufällig entstandene oder von älteren Kulturen abgeschriebene, vor allem aber in sich widersprüchliche und beliebig interpretierbare Textfragmente.

Viertens müsse der Anspruch der Religion auf ethische Weisung vollkommen abgelehnt werden, weil sie dafür sowohl praktisch in Übereinstimmung mit ihren sogenannten heiligen Texten, vor allem aber mit ihrer eigenen Geschichte keine ethische Grundlage bieten könne, als auch theoretisch keinesfalls die Quelle moralischer Urteile darstelle.

Die ersten vier Kapitel bieten gemeinsam 153 (50, 38, 29, 36) Ansätze für skizzierte Argumente gegen Religion, auf die drei weitere, nun spezifische Themeninhalte samt Möglichkeiten zu ihrer Kritik folgen: Der Schöpfungsmythos, das Konstrukt der Seele und der Anspruch der Religion auf Sinnstiftung. Auch hier liefert Beyvers zahlreiche Ansatzpunkte, um eine gelungene Argumentation gegen den (historisch-bedingten) Anspruch auf Vormachtstellung religiöser Dogmen einleiten zu können.

Somit bindet er auch die letzten Rückzugsorte der Religion mit ihren theologischen Bastionen in seine Kritik ein und leistet damit einen grundlegenden Leitfaden für Religionskritik, mit dessen Schlagkraft man für jede diesbezügliche Diskussion gewappnet ist. Es handelt sich nicht um irgendeinen Werkzeugkasten, sondern um einen, mit dem es kinderleicht ist, auch die hartnäckigsten Phantastereien und Illusionen abzusägen, abzuhobeln und abzuschleifen, bis alle falschen oder ungerechtfertigten Vorstellungen, Ansprüche und Hypothesen der Religion beseitigt sind.

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